Silvia saß mit ihrem Begleiter an einem Tisch in der ersten Reihe. Direkt an der Tanzfläche. Er hatte viel zu reden. Von seinem Beruf, der ihn anstrengte. Von seinen Eltern, die gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe waren. Von dem neuen Auto, das er unbedingt haben musste. Ach ja, und sein Fußballclub natürlich.
Silvia hörte nicht zu. Ihre Augen folgten einem Paar Schritt für Schritt über das Parkett. Die Frau lachte jedes Mal, wenn ihr Partner ihr etwas zuflüsterte. Und er flüsterte ihr viel zu.
Silvia träumte. Wenn ihr Begleiter nur auch ein wenig romatischer wäre! Oder tanzen würde mit ihr! Aber nein, nicht einmal, wie sie den Tag verbracht hatte, fragte er.
Nach langen viereinhalb Minuten machte das Orchester eine Pause. Das Tanzpaar kam direkt auf sie zu. Die Blicke der Frauen trafen sich. Die Tänzerin lachte breit.
Schnell wandte sich Silvia ihrem Begleiter zu. „Was hast du gerade gesagt?“ Zum ersten Mal hörte sie ihm zu. Nur um ihre Scham nicht zu spüren. Scham, von der Fremden bemitleidet zu werden, verlacht. „Kein Wunder, bei unserer Langeweile hier, dass sie mich auslacht“, dachte Silvia.
Sie hörte nicht, wie die Tänzerin ihrem Partner ins Ohr zischelte: „Sieh mal, die können noch richtig miteinander reden. Nicht nur so blöde Witze, mit denen du mich beim Tanzen langweilst.“

 

Nachtcafé